Oh! Sweet Nuthin‘

Agnetha ist nie eingeladen worden. Das zumindest behauptet sie in „The Name of the Game“. Ich könnte es mir vorstellen, sie wirkt auch so, als wäre sie eine ziemliche Spaßbremse. Und dann nur mit den eigenen Bandkollegen in die Kiste zu gehen – ich weiß ja nicht. Ihretwegen wird man für immer denken, schwedische Musiker seien militante Monogamisten mit unheimlichen Topfschnitten. Heute morgen saß die Katze wieder in der Regenrinne vor unserem Fenster und guckte rein. Katzen haben eine besonders penetrante Art, einen anzusehen. Als könnte man was für irgendwas. „Die Art, mit der du diesen Gedanken formulierst, zeigt, dass du selbst befürchtest, es könnte so sein.“ Das Fenster ist zu, aber die Katze formt die Worte mit ihren Lippen. Ich drehe mich um, vom Fenster weg, damit das Mistvieh meinen Ärger nicht bemerkt. So ein Arsch. Hätte ich eine Dose Thunfisch da, würde ich sie vor den Augen der Katze öffnen und den gesamten Inhalt in den Müll kippen. Ich weiß, dass sie das fertigmachen würde. Katzen sind gegen Überfischung. Wenn überhaupt, würden sie nur Produkte mit dem MSC-Siegel kaufen. Und auch nur zu besonderen Anlässen. Würde die Katze gemeinsam mit mir und Agnetha Fältskog eine Delfin-Therapie machen? Aus Angst vor einer Absage traue ich mich nicht, zu fragen. Und dann müsste ich auch ein schönes, aber nicht zu teures Hotel in der Nähe finden, das gleichzeitig den Ansprüchen eines ehemaligen schwedischen Pop-Sternchens mit Sozialphobie und einer verwöhnten, vorwurfsvollen Hauskatze gerecht wird. Abends würden die beiden Netflix auf dem Zimmer gucken wollen, anstatt mit mir an der Hotelbar teure Longdrinks einzunehmen. Wenn ich dann nach Mitternacht angetrunken zurückkomme, liegen sie ausgestreckt auf der Überdecke des Queen-Size-Betts, der Fernseher flimmert ohne Ton, die Katze öffnet träge ein Auge und schließt es sofort wieder. Auf dem Boden neben der Fernbedienung liegen einige Tablettendosen, dünne orange Plastikröhrchen wie Dr. House sie immer in der Tasche hatte, außerdem zwei leere 0,2-Liter-Fläschchen Wodka aus der Minibar. Immerhin, denke ich. Aber wahrscheinlich hat die Katze beide getrunken.