Unentschlossenheit nagt am Unentschlossenen wie eine alte Ratte am schimmeligen Brotrand. Angeekelt, aber demütig angesichts der Möglichkeiten, die sich bieten. Andererseits, ist endlich einmal eine Entscheidung gefallen, fragt man sich, welche der zuvor mindestens zwei bis zwanzig Mal mit in der persönlichen Hierarchie unterschiedlich gerankten Sozialkontakten durchdiskutierten und eigentlich doch so sorgfältig abgewogenen Optionen wohl die bessere gewesen wäre. Dann folgt eine kurze, selbstauferlegte Phase der Akzeptanz, während der man sich sagt, es sei gut; ja das einzig Richtige gewesen – und nun stelle sich ja auch heraus, dass man ohne den bzw. mit dem Anderen viel besser dran sei! Das lässt man sich, dieses Mal nur von den höhergestellten Sozialkontakten, nach Möglichkeit oft bestätigen. Einige Zeit später wird einem diese plumpe Selbsttäuschung natürlich bewusst und es ist aus mit dem herbeigesehnten Einklang mit sich selbst und der getroffenen Entscheidung. Und warum auch nicht. Vielleicht war die Wahl wirklich beschissen, vielleicht weigert man sich eben jetzt, das leider selbst gewählte Schicksal schönzureden. „Es gibt keine falschen Entscheidungen.“ Über diesem Satz ist im Wonnemonat Mai des buddhistischen Taschenkalenders 2016 ein kleiner – höchst fragiler – Turm aus rund geschliffenen Steinen abgebildet. Ich für meinen Teil würde liebend gerne den ersten werfen. Jederzeit.