In der Stadt

In der Stadt gibt es eintausend Dinge, die ich zu dir sagen möchte.
Und manchmal, mitten in der Nacht, merke ich plötzlich, wie falsch jedwede Annahme sein könnte. Also nehme ich nichts mehr an, nicht mal Hermes- oder DHL-Sendungen. Geräusche von der Straße, Geräusche aus der Stadt, so harmonisch wie nötig, so sinfonisch wie möglich. Keine Ahnung, warum du das auch hören solltest. Das Modell des Moments ist fragil, keine Frage, aber stabil, für den Moment. Das reicht uns meistens erstmal. Alles Weitere ist anstrengend. Aber es folgt. Ich rieche kurz an deiner Faust, um die Intentionen zu checken, aber nichts, ja wirklich gar nichts sagt mir, ich sollte nicht noch bleiben. Warum ich dir dann heute so unverfroren quer durch den Park hinterhergerannt bin, kann ich nicht genau sagen; es scheint mir selbst jetzt auch ziemlich einfältig. Vielleicht hat Millie mich überzeugt, die ja bekanntlich einen Fick gibt auf alles, worüber ich mir rund drei Tage den Kopf zerbreche, denn sie ist eins. Mit ihr stand ich im Sand auf dem Spielplatz; aus dem Sand bin ich losgerannt, Sand an den Füßen, Sand auf dem Weg. Wenn man eins ist, zählen Zweifel einfach nicht. Es gibt sie nicht nur nicht, sie hätten auch einfach keinerlei Sinn, gäbe es sie. Denn es zählt nur der Zustand, jetzt und dann, wenn dieses Jetzt vorbei ist, der Zustand danach, also das nächste Jetzt. Aber davor und dahinter ist nichts, steht nichts im Weg, ist kein hypothetisches Was-dann, kein Wissen, was Konsequenz sein wird und muss, kein Fürchten und Befürchten, kein Anfang und kein Ende, die gedacht werden müssen. Aus der ewig gleichen Oberfläche, dem Sand, zieht Millie am Ende noch irgendein abgeranztes, altes Förmchen, das irgendein anderes Kind hier vergessen hat, vor zwei Tagen, vor zwei oder zwölf Monaten, aber es taucht auf und ist ein Ereignis und wird zum Moment. Nicht so schlecht. Fast wie am Strand; im Sand, in der Stadt.