Deine Entgeisterung darüber, dass ich den letzten Schluck Weißwein aus deinem Glas getrunken habe, ist übertrieben. Er war sowieso schon viel zu warm. Teils aus Mitleid, teils aus schlechtem Gewissen klopfe ich dir ein paar Mal auf den Rücken. Bis morgen dann! Inmitten einer Pandemie muss man Abstand und Anstand wahren.
Ich ruf dich an.
Jetzt sollte ich gehen. Meine Knie tun weh von den vielen Online-Sportkursen, die man ausschließlich mit dem eigenen Körpergewicht macht. Ich gehe trotzdem genauso wie sonst, damit es nicht auffällt. Das ist nicht die Zeit, Schwäche zu zeigen. Schritttempo und -rhythmus, Abrollen der Zehen, Fußstellung insgesamt, das alles muss einfach total stimmen. Wohin man geht, ist dabei letztlich nicht so wichtig. Schon eher wichtig ist, wo man ist. Besser ist es immer, wo man gerade nicht ist. Trouble ahead, trouble behind. Die Woche beginnt, wie die letzte aufgehört hat. Fortbewegung ist einfach alles. Auf dem Zahnfleisch, am Stock, auf die Barrikaden, in die Binsen, über die Wupper – nur nicht auf dem E-Roller. Bob Dylan meint, man könne überall Songs schreiben, auf dem Boot, im Zug, auf einem Pferd: „Bewegung ist hilfreich“. Sag ich doch.