Rebel Rebel

„Das ist ja wohl ein Totschlagargument!“, ruft Sabine. „Nicht, wenn man es aus Perspektive der Eltern sieht“, wird sie von Ursula belehrt. „Ja, mein Gott, so viel Verständnis!“ Das Konferenzzimmer kocht, die Stimmung ist derartig geladen – gleich passiert was Geiles, denkt Johannes, der den Wortwechsel der Kollegen bisher eher gelangweilt verfolgt hat. An einem ganz anderen Ort auf der Welt trägt eine Frau soeben einen beeindruckenden Obstkorb auf dem Kopf am Strand entlang, vorbei an den im Sand vegetierenden, sonnenverbrannten Urlaubern. Ein Backpacker hat großes Verlangen nach einer Ananas, will aber nicht für einen ganz normalen Touristen gehalten werden. Und wenn, denkt er, müsste man handeln, richtig hart verhandeln, wenn man nicht das Zehnfache des hier üblichen Preises zahlen will. Und dazu hat er noch nicht die Kraft. Gerade erst einen Tag lang hat er festen Stuhl; das will er nicht gleich wieder aufs Spiel setzen. In diesem Moment bricht ein Damm, an dem rund zwölfhundert Biber über siebzehn Jahre hinweg gearbeitet haben. Die aktuelle Generation empfindet weder Stolz noch eitle Selbstgefälligkeit ob ihres Werks, die Biber denken, es war einfach notwendig. Und jetzt ist der Bau dahin, siebzehn Jahre Arbeit umsonst und man weiß nicht, ob sich die Fähigkeit, gute Dämme zu bauen, innerhalb dieser speziellen Biberpopulation fortsetzt, da sie ja nun mitansehen muss, wie vergeblich ihr Tun ist. Wir wissen allzu oft nicht, ob es sich lohnt, was wir tun. Das Gute ist: Ich habe das alles nur erfunden. Ich weiß leider nicht, ob und wie sich diese Begebenheiten tatsächlich ereignet haben. Sie sollen nur zeigen, dass es keine echten Prioritäten gibt.